Winterlied


Keine Blumen blühn,
Nur das Wintergrün
Blickt durch Silberhüllen,
Nur das Fenster füllen

Blümchen, roth und weiß,
Aufgeblüht aus Eis.
Ach, kein Vögelsang
Tönet süßen Klang,

Als die Winterweise
Mancher kleinen Meise,
Die am Fenster schwirrt,
Und ihr Liedchen girrt.

Minne flieht den Hain,
Wo die Vögellein,
Finken, Nachtigallen
Ihr so wohl gefallen,

Minne flieht den Hain,
Kehrt ins Zimmer ein.
Alles Kummers bar,
Werden wir fürwahr,

Unter Minnespielen,
Deinen Frost nicht fühlen,
Kalter Januar;
Walte immerdar.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

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