"Widerstand mit Worten"


Im diesjährigen Schnellkurs wird es um Frauen gehen, die durch das Schreiben ihre Stärke (wieder-)fanden. Ihr Leben und Schreiben während der Verfolgung durch das NS-Regime, im Exil und in den Nachkriegsjahren stehen im Mittelpunkt der vier Abende. Der Widerstand, den diese Frauen im Schreiben leisteten, soll gewürdigt werden. 
Vielen Autorinnen, die versteckt, im Exil oder vom Regime verfolgt, während der NS-Zeit schrieben, wurde Schreiben zur Überlebensstrategie, zur letzten Quelle der Kraft in unerträglichen Zeiten existenzieller Bedrohung und kultureller Entwurzelung. Tiefe Spuren ihres starken Willens finden sich in ihren Texten ebenso wie die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben. Die Muttersprache wurde vielen nach Exil und Entwurzelung zur einzigen Heimat. 
In ironisch-zärtlichem, melancholischen Ton beherbergen Irmgard Keuns Romane und die Großstadtlyrik von Mascha Kaleko Heldinnen, die selbstbewusst und schlagfertig sind. Als "Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz" wurden Keuns Romane auf der Schwarzen Liste der Nationalsozialisten denunziert. Rose Ausländer überlebte den Holocaust nur knapp im Versteck, ihre Bücher wurden von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und verboten. Die "eingebrannten Jahre" der Shoa finden sich als Metatext in all ihren Gedichten, genau wie in der späten Lyrik von Nelly Sachs. Diese begann mit siebzehn das Schreiben und floh in letzter Minute 1940 nach Schweden. Nur achtzehn Jahre alt wurde Selma Merbaum bis sie dem Flecktyphus im Zwangsarbeiterlager erlag. Und doch hinterließ sie ein Werk, das heute unbestritten in den Kanon der Weltliteratur gehört!