Horst Tappert stirbt am 13. Dezember in München



Oberinspektor ohnegleichen: Horst Tappert machte "Derrick" in 281 Folgen zum Exportschlager und nahm der Welt die Angst vor den Deutschen. Ein Nachruf.
Von Willi Winkler

Zu den verstörendsten Momenten im Leben des gewöhnlichen Fernsehzuschauers gehört jener Abend, an dem er Horst Tappert sah. Zunächst erkannte er ihn gar nicht. Ein seltsam kostümierter Mann saß zerrauften Haars und verwirrenderweise ohne das vorschriftsmäßige Toupet im Schneidersitz auf der Bühne und sprach fremde Sätze. Er ermittelte nicht, er ließ sich keine Akten kommen, tauschte sich nicht mit seinem Assistenten aus und verzichtete auch sonst auf die besorgte Miene des Kommissars, sondern sprach und spielte Georg Büchner, den König Peter in der traurigen Komödie "Leonce und Lena". "Sind meine Befehle befolgt? Werden die Grenzen beobachtet?", sagte er.

Denn Horst Tappert, das wurde über seinem Fernsehruhm bald vergessen, war Bühnenschauspieler, war in Kassel und Wuppertal engagiert, ehe er an die Münchner Kammerspiele kam. Er hatte den Junker Bleichenwang und Mackie Messer, sogar Becketts Wladimir gespielt, er hatte auch lobende Kritiken erfahren, ohne es aber je zum jugendlichen Liebhaber oder wenigstens zum distinguierten Herrn zu bringen, dem angereifte Damen mit parfümierten Liebesbriefen zugesetzt hätten.

WR Fernsehen, 15.12.2008, Jürgen Overkott

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