Feminismus warum eigentlich? Ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht längst Realität? Weit gefehlt! Darüber diskutiert Gert Scobel mit Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau und Honorarprofessorin, Anke Domscheit-Berg, Unternehmerin, Beraterin und Politikerin, und Rolf Pohl, Professor für Sozialpsychologie. Donald Trump hat bewiesen, wie das schamlose Verbreiten frauenverachtender Parolen Stimmen bringt, nicht nur bei den Männern. Ein denunziatorischer Wahlkampf gegen eine Frau hat mit dazu beigetragen, ihn zum Chef im Weißen Haus zu machen in einem Land, in dem Frauen vor knapp hundert Jahren das Wahlrecht durchgesetzt haben und das dem Feminismus weltweit starke Impulse gegeben hat. Nicht nur die Ereignisse in der Silvesternacht 2015/2016 in Köln, auch die späte Änderung des Gesetzes über Vergewaltigung und die immer noch vorherrschende ungleiche Bezahlung von Frauen zeigen, dass auch in einem hoch industrialisierten Land wie Deutschland vieles im Argen liegt. Nicht nur die wirtschaftliche Situation zunehmend freier und kurzfristiger Arbeitsverhältnisse trifft insbesondere Frauen. Auch das rechtsnationale Frauenbild und das Erstarken fundamentalistisch-religiöser Strömungen stellen zunehmend die weibliche Selbstbestimmung in Frage. Wie können Frauen auf diese Herausforderung reagieren? Welche Ansätze eines modernen Feminismus gibt es, der den Problemen der Moderne in Theorie und Praxis gerecht wird? Obwohl aktuelle Ereignisse wie die in Köln die Frage der Geschlechtergerechtigkeit erneut auf den Plan gerufen haben: Auch im Zeitalter von Netzfeminismus, Phänomenen wie /aufschrei, FEMEN und neuen Print-Magazinen wie "Missy" hat die feministische Bewegung ihr Image-Problem längst nicht gelöst. Dabei wird fast immer übersehen, dass die "Frauenfrage" immer auch eine "Männerfrage" ist. Ohne männliche Dominanz und unfaires Verhalten wäre Feminismus kaum nötig. Hinzu kommt, dass es nicht selten Frauen sind, die herrschende Ungleichheiten wie den "gender pay gap", den verbreiteten Sexismus und sexuelle Übergriffe, die mangelnde Teilhabe von Frauen in Politik und Wirtschaft und die schlechte Vereinbarkeit von Vollzeitjobs und Kindererziehung mit verantworten. Und trotz der gesetzlichen Möglichkeiten schweigen viele Frauen immer noch, weil sie Angst vor weiteren Benachteiligungen haben. Gert Scobel diskutiert mit folgenden Gästen über den neuen Kampf der Geschlechter: Bascha Mika: Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau und Honorarprofessorin der Universität der Künste in Berlin, wo sie mit ihrem Lebensgefährten den Studiengang Kultur- journalismus leitet. Sie hat eine kritische Biografie über Alice Schwarzer und Bücher zu feministischen Themen veröffentlicht. (u.a. "Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität. Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug"). Anke Domscheit-Berg: Unternehmerin, Beraterin und Politikerin. 2015 erschien ihr Buch "Ein bisschen gleich ist nicht genug - Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit ent- fernt sind". Sie engagiert sich für Geschlechtergerechtigkeit, Netzpolitik, Open Government und die digitale Gesellschaft. Rolf Pohl: Professor für Sozialpsychologie an der Leibniz Universität Hannover. Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind u.a. Sozialpsychologie, politische Psychologie und sozialpsychologische und sexualwissenschaftliche Männlichkeits- und Geschlechterforschung.