10 Der vierte Tag (S. 166-167) Kein Wecker klingelt, niemand klopft oder ruft an. Es ist halb zehn, und ich bin auf dem Weg zur Leichtschreib-Übung, ohne Eile und Verzug, schlendere vorbei an dem frühstücksleeren Pool, den noch unbesetzten Liegestühlen am Beckenrand, der Morgensonne, die sich im glatten Wasser spiegelt. Auf einmal fällt es mir unendlich leicht, pünktlich zu sein. Ich bin der Erste unter dem Sonnensegel im Garten. Nur das Hotelpersonal war schon da, hat den Tisch hergerichtet, die Stühle bereitgestellt, auch den von Schwamm, was mich nicht weiter beunruhigt. Denn sogar ihm, seinem Kritikerblick, seiner Vernichtermiene fühle ich mich heute gewachsen. Ich habe keine Angst mehr vor irgendwem. Die Mappe, die ich unterm Arm trage, hat ein beachtliches Gewicht. Mit welchen Übungen Goethe seinerzeit Leichtschreiben gelehrt hat, weiß ich nicht. Doch ich kann jetzt von mir behaupten zu wissen, wie es geht – aus eigener Erfahrung. Ich habe es geschafft, ohne ihn...