FAZ
Eine Frau in einer Männergesellschaft, eine Buchhändlerin unter Polizisten und Verdächtigen, eine Deutsche in Istanbul, jüdischer Herkunft in einem muslimischen Land: Das Konfliktpotential, mit dem Esmahan Aykol ihre Krimiheldin Kati Hirschel versehen hat, ist nicht von schlechten Eltern. Sie habe einfach über kulturelle Unterschiede schreiben wollen, erzählt die türkische Autorin, die 1970 an der Grenze zu Griechenland und Bulgarien geboren wurde und heute in Istanbul und Berlin lebt.
Eine Türkin in die deutsche Hauptstadt zu schicken, sei ihr dabei zu langweilig gewesen. Aber eine Deutsche nach Istanbul? Sie müsste freilich türkisch sprechen und bei aller Exotik einen Bezug zur Stadt am Bosporus haben. So kam Esmahan Aykol auf Katis Vater Avraham, der, nach der fiktiven Biographie, als jüdischer Jurist vor den Nazis nach Istanbul geflohen war und dort, bevor er in den Sechzigern auf Drängen seiner Frau doch wieder nach Deutschland zurückkehrte, an der Universität das Institut für Strafrecht gegründet hat. Kein Wunder, dass Hirschel für die Juristen der Stadt bis heute ein klangvoller Name ist. Auch wenn Tochter Kati ihr Fachwissen eher aus den Krimis bezieht, die sie in der einzigen darauf spezialisierten Buchhandlung der Stadt verkauft.
Ihre Schöpferin Esmahan Aykol hingegen hat tatsächlich Jura studiert. In ihrer Schublade liegt eine unvollendete Dissertation über Scheidungsrecht, und die feine Unterscheidung zwischen der neuen Gesetzgebung auf europäischem Niveau und einer Rechtspraxis, die den Frauen in Aykols neustem Roman „Scheidung auf Türkisch“ die Trennungsinitiative immer noch verleidet, zeigen die Expertin. Gut möglich, dass einige ihrer türkischen Leserinnen gerade diese Passagen mit besonderem Interesse lesen. Während andere, wie die Autorin vergnügt erzählt, eher die neue Frisur der populären Ermittlerin übernehmen oder ihr Empfehlungen für Katis seltsame Hassliebe geben, zu ihrem Gegenspieler bei der Polizei, Kommissar Batuhan.
Außer mit ihm bekommt es Kati Hirschel in ihrem jüngsten Fall mit einer der reichsten Familien Istanbuls zu tun, mit einem Popstar, skrupellosen Industriellen und thrakischen Separatisten: Die brisante Liste der Verdächtigen lässt keine Krimileserwünsche offen. Fehlen bloß noch die religiösen Fanatiker. Doch zu heiß für die streitbare Ermittlerin und ihre nicht minder streitbare Autorin? Immerhin ist das Thema in der türkischen Literatur, die in diesem Herbst in deutscher Übersetzung erscheint, insgesamt kaum vertreten. Mit denen, antwortet Esmahan Aykol, bekomme es Kati Hirschel in ihrem nächsten Fall zu tun. Sie arbeite gerade daran.
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Eine Frau in einer Männergesellschaft, eine Buchhändlerin unter Polizisten und Verdächtigen, eine Deutsche in Istanbul, jüdischer Herkunft in einem muslimischen Land: Das Konfliktpotential, mit dem Esmahan Aykol ihre Krimiheldin Kati Hirschel versehen hat, ist nicht von schlechten Eltern. Sie habe einfach über kulturelle Unterschiede schreiben wollen, erzählt die türkische Autorin, die 1970 an der Grenze zu Griechenland und Bulgarien geboren wurde und heute in Istanbul und Berlin lebt.
Eine Türkin in die deutsche Hauptstadt zu schicken, sei ihr dabei zu langweilig gewesen. Aber eine Deutsche nach Istanbul? Sie müsste freilich türkisch sprechen und bei aller Exotik einen Bezug zur Stadt am Bosporus haben. So kam Esmahan Aykol auf Katis Vater Avraham, der, nach der fiktiven Biographie, als jüdischer Jurist vor den Nazis nach Istanbul geflohen war und dort, bevor er in den Sechzigern auf Drängen seiner Frau doch wieder nach Deutschland zurückkehrte, an der Universität das Institut für Strafrecht gegründet hat. Kein Wunder, dass Hirschel für die Juristen der Stadt bis heute ein klangvoller Name ist. Auch wenn Tochter Kati ihr Fachwissen eher aus den Krimis bezieht, die sie in der einzigen darauf spezialisierten Buchhandlung der Stadt verkauft.
Ihre Schöpferin Esmahan Aykol hingegen hat tatsächlich Jura studiert. In ihrer Schublade liegt eine unvollendete Dissertation über Scheidungsrecht, und die feine Unterscheidung zwischen der neuen Gesetzgebung auf europäischem Niveau und einer Rechtspraxis, die den Frauen in Aykols neustem Roman „Scheidung auf Türkisch“ die Trennungsinitiative immer noch verleidet, zeigen die Expertin. Gut möglich, dass einige ihrer türkischen Leserinnen gerade diese Passagen mit besonderem Interesse lesen. Während andere, wie die Autorin vergnügt erzählt, eher die neue Frisur der populären Ermittlerin übernehmen oder ihr Empfehlungen für Katis seltsame Hassliebe geben, zu ihrem Gegenspieler bei der Polizei, Kommissar Batuhan.
Außer mit ihm bekommt es Kati Hirschel in ihrem jüngsten Fall mit einer der reichsten Familien Istanbuls zu tun, mit einem Popstar, skrupellosen Industriellen und thrakischen Separatisten: Die brisante Liste der Verdächtigen lässt keine Krimileserwünsche offen. Fehlen bloß noch die religiösen Fanatiker. Doch zu heiß für die streitbare Ermittlerin und ihre nicht minder streitbare Autorin? Immerhin ist das Thema in der türkischen Literatur, die in diesem Herbst in deutscher Übersetzung erscheint, insgesamt kaum vertreten. Mit denen, antwortet Esmahan Aykol, bekomme es Kati Hirschel in ihrem nächsten Fall zu tun. Sie arbeite gerade daran.
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