Durch die Oktoberrevolution ist die Familie des ehemals zaristischen Generals Mukownin zu Außenseitern der Gesellschaft geworden. Ihr Niedergang ist nicht mehr aufzuhalten, auch nicht durch die Bekanntschaft mit einem neureichen Geschäftemacher. Die einzige Hoffnung ist Marija, die älteste Tochter des Generals, die zur Revolutionärin wurde und irgendwo an der Front weilt. Begeistert und voller Überzeugung setzt sie sich fern von Zuhause für die Umgestaltung der Gesellschaft ein. Marija erscheint im Stück nie auf der Bühne, dennoch ist sie in den Gesprächen der Familie ständig anwesend als ferner Kraftpol und Sehnsuchtspunkt. Allein gelassen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt, zerbricht General Mukownin schließlich an der eigenen Hilflosigkeit der neuen Zeit gegenüber. Vor dem Hintergrund einer Epoche des Umbruchs zeigt Babel in Marija eine Gruppe von Menschen - rührende, hilflose, aber auch zynisch-verkommene -, die alle in diese Umwälzung hineingerissen werden, in ihr untergehen oder von ihr profitieren. Marija ist ein außerordentlich starkes Stück über St. Petersburg. So haben selbst Fedin, Alexej Tolstoi oder andere Leningrader Schriftsteller nicht über ihre Stadt geschrieben. Isaak Babel schrieb das Stück 1935, vier Jahre vor seiner Verhaftung.